Performance Art + Sprache(n) – In der Widerständigkeit des/der Anderen

Performance Art + Sprache(n) – In der Widerständigkeit des/der Anderen

von Dorothea Rust

publiziert in Formen der Wissensgenerierung — Practices in Performance Art, Hg. Manfred Blohm, Elke Mark, ATHENA Verlag, ISBN 978-3-89896-611-5, 2015

Mit der Debatte um künstlerische Forschung hat seit einigen Jahren eine neue Perspektive auf Kriterien eines zeitgemäßen, wissenschaftlichen Erkenntnisbegriffs Einzug gehalten. Sie erschöpft sich nicht mehr allein im Interesse an künstlerischer Expertise als Ergänzung oder zur Illustrierung aktueller wissenschaftlicher Verfahren, sondern sie rückt das Erkenntnispotential der Kunst selbst – und darin insbesondere performative Verfahren zur Wissensgenerierung – in den Vordergrund.

Dieser deutsch-englische Textband versammelt 21 Perspektiven, die aktuelle Entwicklungen in zeitgenössischer Performance­praxis aufgreifen und sich ihr aus praktischer, theoretischer, philosophischer und pädagogischer Forschungsperspektive wissenschaftlich und experimentell nähern.

Mit Beiträgen von Manfred Blohm, Lili Fischer, Ellen Friis, Maud Hagelstein, Sandra Johnston, Notburga Karl, Monica Klingler, Alice Koubová, Marie-Luise Lange, Lotte Lindner & Till Steinbrenner, Elke Mark, Helge Meyer, Boris Nieslony & Gerhard Dirmoser, Mary Paterson, Hester Reeve, Yvonne Reiners, Dorothea Rust, Susanne Schittler, Johannes Lothar Schröder, Hanne Seitz, Anna Stern

Textbeitrag Dorothea Rust:

In der Widerständigkeit des/der Anderen —  zur Kooperation und meiner gegenwärtigen Orientierung in Performance Situationen 

«Wir sagen etwas und meinen etwas mit dem, was wir sagen, aber wir tun auch etwas mit unserem Sprechen, und was wir tun, wie wir mit unserer Sprache aufeinander einwirken, ist nicht dasselbe, wie der Sinn, den wir bewusst übermitteln wollen.» (Butler 2009, S. 319)

Dieses Zitat von Judith Butler hatten Bernadett Settele und ich in unserer Performance «BUTLER» am Freitag den 28. November 2014*1 durchdekliniert. Wir hatten Mühe, uns diesen Satz zu merken, denn die Wiederholungen der Wörter bringen andere Wendungen hervor. Sie sind Fallen als auch Sprungbretter für das Fortschreiten von Butler’s Gedankenwelle. Wir mussten die Wörter uns vortastend, langsam zusammensetzen, bekamen so allmählich Wind in die Segel, um erneut aufzulaufen. Wir liessen uns auf die Sprache(n) der Anderen ein: Bernadett versteht mein stark  innerschweizerisch gefärbtes Deutsch und ich ihr stark gefärbtes Alemannen-Deutsch. Wir knieten in unsere Dialekte hinein und klaubten dieses Butler-Zitat in unseren eigentümlich getünchten Sprachmelodien hervor, was auch schon befremdlich aneinander vorbeiklang. …

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