Dorothea Rust – Re-enactment – Vergleich zwischen Audioaufzeichnung und zwei Bilderreihen

von Irene Müller

Fallstudie zur Performance «Re-enactment», publiziert auf www.archiv performative, Mai 2012, S. 35—41

über das Projekt

«archiv performativ»
Ein Modellkonzept für die Dokumentation und Aktualisierung von Performancekunst
Institute for Cultural Studies in the Arts (ICS) (bis 2019)
Projektleitung: Pascale Grau | Team Irene Müller und Margarit von Büren

Das Projekt archiv performativ schliesst eine Lücke im Forschungsfeld zwischen Performance und Dokumentation. Es leistet einen grundlegenden Beitrag zur aktuellen Diskussion um zeitbasierte Kunst und ihre Archivierbarkeit, wobei in engem Bezug zur Praxis der aktuelle theoretische Diskurs über Methoden der Dokumentation aus verwandten Bereichen mit eingeschlossen wird.

Fallstudie von Irene Müller zur Performance «Re-enactment» von Dorothea Rust

3.3.3 Dorothea Rust, Re-enactment, Vergleich zwischen Audioaufzeichnung und zwei Bilderreihen
Artefaktvergleich der Handlungsperformance von Dorothea Rust vom 2. September 2011 im Ausstellungs- und Vermittlungsprojekt archiv performativ: ein Modell, Ausstellungsraum Klingental, Basel

A) Kurzcharakterisierung der Handlungsperformance Re-enactment
Ausgangslage von Dorothea Rusts Performance ist das von ihr formulierte Statement über ihr Forschungsinteresse für den Aufenthalt im Modellarchiv. Darin wirft sie die Frage auf, inwieweit Relikte einer Performance «zusammen mit einem Kurzbeschrieb, Textfragmenten, Zeichnungen [...] vitalisierend zu einer Erinnerung und zu Neuem anstossen [können].»63 Sie führt im Anschluss auch ihren Relikt-Begriff aus, unter den sie «[jegliche] Objekte / Materialien, meistens Alltagsobjekte, ‹tel-quel› oder verändert» fasst, die sie für ihre Performances verwendet. Die Objekte begreift Rust als «Körpererweiterungen» und ihren Körper als «Materialerweiterung», wobei die Objekte zugleich eigenständigen Charakter aufweisen und Träger einer Erinnerung sein können. Konkret griff die Künstlerin für Re-enactment auf einen Bericht über eine ihrer Performances im Archiv des Kaskadenkondensators zurück, der von einem Augenzeugen im Jahr 2008 verfasst wurde. 64 Davon ausgehend und unter Einbezug ihrer eigenen Erinnerungen sowie einiger der damals verwendeten Utensilien entwickelte Rust mit Re-enactment eine Performance, die auf komplexe Weise Räume, Zeiten und Handlungen, Präsenz, Wiederholungen und Vorstellungen miteinander verschränkte. ...

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