Beckett Walk VI — another ghost dance

Performance

Text-Auszug von Sabine Gebhardt Fink im Austausch mit Andrea Saemann und Dorothea Rust

Fäden Überkreuzen!
Überlegungen zum kollektiven Performance-Anlass der «Doce en Diciembre»-Gruppe im Kasko Basel im Oktober (Vernissage 7.10.21, Performances 15./16.10.21).
... ...
Höhepunkt und Abschluss des Anlasses war der Geistertanz «Another ghost dance» von Dorothea Rust. Dieser basierte auf einer ästhetisch politischen Bewegung seit den 70er Jahren in den Südamerikas, in der eigene Traditionen im aktivistischen Sinne neu erfunden und europäische Einschreibungen «aufgefressen» wurden. Deutlich würde dies im Anthropophagismo an der 24th Sao Paulo Biennial (Vgl. Sabeth Buchmann, Denken gegen das Denken. Berlin 2007; Camila Maroja, Framing Latin American Art, Duke University Press 2015 ). Dorothea Rust nutzte dazu Objekte aus ihrer Arbeit «L’animoteur» und Soundmaterial von Barbara Naegelin. Den ganzen Ablauf hat Rust initiiert und choreografiert. Sie fungierte als Prozessentwicklerin und Zeremonienmeister*in dieses Geistertanzes. «Another ghost dance» bezieht sich zudem auf den Geistermonolog von Jacques Derrida aus dem Film «Ghost Dance» von Ken McMullen (1983) und «auf die vielen Geister, die uns alle tagtäglich umtreiben» wie die Künstler*in es formuliert. Rituelle und spirituelle Praktiken werden in Krisenzeiten in anderen Kulturen immer noch gelebt, in unserer Gesellschaft sind sie aber weiter weg gerückt.«Another ghost dance» ist als kollektives Erlebnis angelegt. Alle Doce-En-Diciembre-Teilnehmer*innen brachten auf der Grundlage von Interviews ihre persönlichen Anliegen und Aktionen in den Geistertanz ein. So belebte Gisela Hochuli mit einem Stab ein extra von ihr kreiertes Geister-Gewand, flocht Jazmín Saidman ihre ausgesuchte Musik zwischen die Anwesenden via Smartphone ein und erinnerte sich Paola Junqueira in einer kurzen intensiven Intervention an den Tod ihres Vaters, beziehungsweise an die in ihrem eigenen Empfinden inkorporierten Tränen. Chris Regn und Andrea Saemann verknüpften mit einem wunderbaren Song die Frage nach politischer Aktion mit queeren poetischen Texten. Hier eine Strophe aus dem Skript:
Wirklich wahr die Frau Holle
Klar, klar mit der Wolle
Unterm Brunnen über Welt
Schnee als Regen fällt
Schüttel shuttle trans dance
Schüttel shuttle trans dance
Dazu verdichtete, die schliesslich immer intensiver spielende Musikperformance Barbara Naegelins und der immer dichter wirbelnden Tanz der Doce-Teilnehmer*innen und des Publikums die Situation zu einem kollektiven Wirbel.

ganzer Text

report by 'Doce en Dieciembre'

short report with images