Lied an Monika und Ruedi

Lied an Monika und Ruedi

von Dorothea Rust

publiziert auf APRESPERF — Plattform für Texte zu Performances | Text 2015

Dorothea Rust schreibt über die Performance von Monika Günther und Ruedi Schill am Mittwoch 10.12.2014 anlässlich der Vernissage ihres Buches «Performance Art, Monika Günther und Ruedi Schill» im Kunstmuseum Luzern.

Lied an Monika und Ruedi

Die letzte Geste des Fallenlassens und fast schon lakonischen Wegwerfens des Papierballs, war schön befreiend, überhaupt wie ihr dagestanden seid mit dem Papierbogen in der Hand, Du in deiner Haltung Monika und Ruedi so ganz anders. Dann unterschiedlich das allmähliche Auffalten und Auseinanderfalten, als wär’s zum ersten Mal, etwas ganz und gar Unbekanntes, das brüchig raschelt und das Licht durchschimmern lässt. Ihr hinter dem Papier: Arme schwenken und drehen subtil aus den Handgelenken, so bei dir Monika; der Bogen Papier ist in seiner ganzen Dimension zwischen deinen Händen fast unförmig rechteckig zu gross im Verhältnis zu deinem Körper, Ruedi. Die etwas steife Leichtig-Luftigkeit des Papiers bestraft sofort jegliches Sichaufdrängen. Doch darum geht es nicht, das zu zeigen. Die Logik, nein die Sprache des Papiers lockt ihr beiden in jedem Moment hervor. Ich bin mitgegangen und habe mich amüsiert, ob der Gebilde, die dank des geduldigen Wendens mit zeitweiligem Innehalten entstanden und wieder verschwanden. Alle, die hier im Halbrund gesessen, haben schon einmal solches Papier zwischen den Fingern gehabt, vielleicht auch bewusst gespürt und seine Materialität gehört. Darum überträgt sich Eure in der Zeit aufgehobene Beschäftigung mit dem Papier direkt, unmittelbar auf die, die Euch zusehen, ohne dass ihr Euch darum offensichtlich bemühen müsstet. Eure Kunst des Umgangs mit materiellen und substantiellen Gegebenheiten ist eine schöne, aber nicht so leichte Angelegenheit, wie sie scheinen mag. Gerade weil sie so unbefangen, ungekünstelt daherkommt, ja herannaht und dann einfach da ist, uns wie eine leicht Brise kitzelt und immer wieder kleine Überraschungsblitze hervorzaubert. Das macht's so spannend und einzigartig. Und das mit einem Humor, der es mit jedem Durchzug aufnehmen kann. ...

Zürich, 4. Januar 2015
© Dorothea Rust (Autorin, Künstlerin, 8003 Zürich)

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