Pegelstand III — in der Limmat leben mindestens 23 Fischarten

Ouvertüre + Koda — Performance + Intervention + Klang

* aus der Recherche zu den Fischen in der Limmat und aus dem Skript *

Ausgangslage

Der Wettinger Holzbrücke ist ihre unmittelbare Nähe zum grossen Limmatwehr eigen, zu Eisenbahn- und Autobahnbrücken, zur historischen Klosteranlage mit Naturschutzgebiet und einem der grössten künstlich gebauten Fischpässe Europas. Die Brücke selbst endet in einer Sackgasse. Der Ort strahlt Ruhe aus, trotz der sich kreuzenden und querenden Ostinatos von Wasser und Verkehr.

Mit meinem Szenario für Bewegung und Aktion, das als Sonate angelegt ist, erarbeitet das Trio eine Struktur für den Pegel von Klangintensität und Klangqualität. Das Ganze bleibt in der Ausführung eine strukturierte Improvisation. 

'Ouvertüre'

Mit einer Fischbrente auf dem Rücken quere ich langsam die Brücke und zeige Publikum und Musikern ein beschriftetes Blatt Papier mit «OUVERTÜRE. Das Trio spielt eher fulminant, während ich Gegenstände aus der Fischbrente auf der Brücke auslege und dann das Holzgefäss an einer ans Geländer gebundenen Rebschnur in den Fluss hinuntergleiten lasse. Die Fischbrente schaukelt auf dem reissenden Hochwasser der Limmat ohne unterzugehen.

Durchführung

Das Trio spielt feine, filigrane Klänge. Auf dem Brücken-Boden krieche und rolle ich mal flüssig, dann wieder stoppe ich abrupt, erklimme Brücken-Jalousien und –balken. Die Musiker und ich bilden ein Quartett. Am anderen Ende der Brücke, in unmittelbarer Nähe des Fischpasses, schreibe ich Namen von Fischen, die in der Limmat leben, auf weisse Papier Blätter und hefte sie mit Sicherheitsnadeln an meine Kleider. Das Trio wird leiser, man hört das Rascheln der Blätter, das sich mit dem Ostinato des Wassers vermischt. Während ich die Fischnamen «HASLE», «ROTBARSCH», «SCHNEIDER», «ALET», «TRÜSCHE», «BARBE» und «GRÜNDLING» und andere mehr ausrufe, bewege ich mich auf die Zuschauer*innen zu und frage sie, ob ich ihnen ‹die Fischnamensblätter› anhängen dürfe.

'Reprise'

Nachdem ich alle Fischnamensblätter abgegeben habe, ziehe ich Fischbesteck an weissen Schnüren über den Brückenboden. Ihr leiser metallener Klang vermischt sich mit den Klängen des Trios. Zuletzt binde ich die Schnüre des Fischbestecks an meinen Hosenbund. Hüftbewegungen bringen es zum Pendeln und Schwingen; je heftiger die Bewegungen, desto mehr schlagen die Messer als Kontrapunkt zurück. Eine Quartettformation mit intensiver Klang- und Bewegungsmusik, mit hohem Energiepegel gespielt, entsteht. Zusammen klingt diese Reprise aus, wir verbeugen uns, die Zuschauer*innen klatschen.

'Koda'

Ich rufe die 'Koda' aus: Auf dem nicht überdeckten Brückenteil blase ich zu langgezogenen Klängen des Holz Trios Luftballone auf. Die Ballone werden an Schnurknäuel gebunden, diese trete ich an Zuschauer*innen ab: ich lade sie ein, die Ballone in den Fluss zu manövrieren. Sie flattern an immer länger werdenden Schnüren im Wind und auf der Wasseroberfläche, bis der Limmat-Strom sie endgültig mitzieht.

Recherche zu den Fischarten in der Limmat  ...  Performance-Skript